Scheingewinn

Scheingewinn Definition

Der Begriff Scheingewinn hat unterschiedliche Bedeutungen.

Im Bilanz-Kontext sind damit Teile des nominellen Gewinns gemeint, die nicht entnommen werden können, wenn die Substanz erhalten bleiben soll.

Darum geht es im Beispiel unten.

Weitere Bedeutungen

Mit dem Begriff Scheingewinne können auch betrügerisch vorgegaukelte Gewinne gemeint sein (Bilanzfälschung).

Beispiel

Beispiel: Scheingewinne

Sie gründen im Geschäftsjahr 01 eine GmbH mit 25.000 € Startkapital und handeln mit besonderen Autos.

Sie kaufen mit dem Startkapital im April 01 ein Auto für 25.000 € und verkaufen es im November 01 für 27.000 €.

Auf dem Bankkonto liegen 27.000 €, die Buchführung weist für das Jahr 01 einen Gewinn vor Steuern von 27.000 € - 25.000 € = 2.000 € aus.

Darauf sind 30 % = 600 € Ertragsteuern zu leisten; es verbleibt ein Jahresüberschuss in Höhe von 1.400 €.

Nun könnten Sie den Gewinn von 1.400 € ausschütten, auf dem Bankkonto liegen dann noch 25.000 € (1.400 € sind an Sie geflossen, 600 € an das Finanzamt).

Sie wollen nun im Januar 02 das nächste Auto kaufen und stellen fest, dass es 26.000 € kostet. Das können Sie sich ohne Kredit gar nicht leisten.

Das Kapital der GmbH ist zwar nominal erhalten geblieben mit 25.000 €, substanziell ist es aber weniger geworden, da die GmbH davon weniger kaufen kann. Die 2.000 € Gewinn vor Steuern waren nur ein Scheingewinn, man hätte den daraus resultierenden Nachsteuergewinn von 1.400 € besser nicht komplett ausschütten sollen (auch wenn man es darf; Bilanzen sind immer Nominalrechnungen).

Preise steigen regelmäßig, Scheingewinne sind normal

Da das allgemeine Preisniveau in der Wirtschaft im Regelfall über die Jahre mehr oder weniger stark steigt (Inflation) und nicht sinkt (Deflation ist selten), entstehen Scheingewinne regelmäßig. Der Effekt ist umso größer, je höher die Inflation ist.

Steuern verschlimmern den Effekt, da sie nominale Gewinne besteuern und dem Unternehmen Geld entziehen.

Dagegen hilft letztlich nur, einen Teil der Gewinne als Rücklagen im Unternehmen zu behalten, um die Substanz des Unternehmens aufrecht zu erhalten.

Im Beispiel hätten Sie 400 € ausschütten und 1.000 € in die Gewinnrücklagen einstellen können; dann wären 26.000 € Eigenkapital (und hier auch entsprechende Liquidität) im Jahr 02 verfügbar gewesen.