Umschlagshäufigkeit der Vorräte

Definition Umschlagshäufigkeit der Vorräte

Die Umschlagshäufigkeit der Vorräte gibt an, wie oft die Vorratsbestände umgeschlagen, d.h. abverkauft, werden. Je höher diese Kennzahl ist, umso effektiver wird das (zur Finanzierung der Vorräte benötigte) Kapital eingesetzt bzw. umso weniger Kapitaleinsatz wird benötigt.

Aus der Umschlagshäufigkeit der Vorräte kann die Lagerreichweite bzw. die durchschnittliche Lagerdauer in Tagen (englisch: Days Inventory Outstanding, DIO) abgeleitet werden: je häufiger der Lagerumschlag, desto kürzer die durchschnittliche Lagerdauer.

Die Lagerumschlagshäufigkeit kann anhand der Bilanz- und GuV-Zahlen für das gesamte Vorratsvermögen oder auch für einzelne Produkte berechnet werden.

Beispiel: Lagerumschlagshäufigkeit berechnen

Das Produkt Rasenmäher verkauft sich in einem Baumarkt im Jahr 12 mal, durchschnittlich sind 3 Stück auf Lager. Die Lagerumschlagshäufigkeit beträgt: 12 / 3 = 4.

Die Lagerdauer bzw. Lagerreichweite beträgt 360 Tage / 4 = 90 Tage (= 3 Monate).

Alternative Begriffe: inventory turnover (englisch), Lagerumschlag, Lagerumschlagsgeschwindigkeit, Lagerumschlagshäufigkeit, Vorratsumschlag, Warenumschlag.

Formel für Lagerumschlagshäufigkeit

Die Formel für die Berechnung des Lagerumschlags lautet:

... auf Basis der Umsätze

Umschlagshäufigkeit der Vorräte = Umsatz
durchschnittlicher Vorratsbestand

Dabei umfassen die Vorräte in der Bilanz folgende Posten nach § 266 Abs. 2 B.I. HGB:

Vorräte in der Bilanz (mit Beispielszahlen)
B.   Umlaufvermögen:  
  I. Vorräte:  
    1. Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe; 1.000.000
    2. unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen; 1.500.000
    3. fertige Erzeugnisse und Waren; 2.500.000
    4. geleistete Anzahlungen; 0
    Summe Vorratsvermögen 5.000.000

... auf Basis des Wareneinsatzes

Alternativ wird der Vorratsumschlag auch über den Wareneinsatz (bei Aufstellung der Gewinn- und Verlustrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren gemäß § 275 Abs. 2 HGB) definiert:

Umschlagshäufigkeit der Vorräte = Wareneinsatz (Materialaufwand)
durchschnittlicher Vorratsbestand

... auf Basis der Herstellungskosten

Oder bei Aufstellung der Gewinn- und Verlustrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren (§ 275 Abs. 3 HGB):

Umschlagshäufigkeit der Vorräte = Herstellungskosten
durchschnittlicher Vorratsbestand

In der Praxis ist auch zu beobachten, dass Unternehmen im Nenner statt des durchschnittlichen Vorratsbestands den Jahresendbestand der Vorräte verwenden.

Beispiel Umschlagshäufigkeit der Vorräte

Beispiel: Berechnung der Lagerumschlagshäufigkeit

Angenommen, ein Unternehmen hat ein Warenlager, das zu Jahresbeginn einen Wert von 180.000 Euro und zum Jahresende einen Wert von 220.000 Euro aufweist. D.h., der durchschnittliche Lagerbestand beträgt 200.000 Euro: (180.000 € + 220.000 €) / 2.

Erzielt das Unternehmen einen jährlichen Umsatz von 400.000 Euro, beträgt die Umschlagshäufigkeit der Vorräte:

Vorratsumschlag = 400.000 Euro / 200.000 Euro = 2.

Mit anderen Worten: der Unternehmer schlägt seine Vorräte 2 mal im Jahr um.

Umschlagshäufigkeit auf Basis des Waren- bzw. Materialeinsatzes

Angenommen, das Unternehmen verkauft die Waren zum doppelten Einstandspreis. In dem Fall reicht der durchschnittliche Vorratsbestand (der zu Anschaffungskosten, d.h. Einstandspreisen bilanziert wird) in Höhe von 200.000 Euro aus, um 400.000 Euro Umsatz zu erzielen:

Umschlagshäufigkeit der Vorräte auf Wareneinsatzbasis

= Wareneinsatz / durchschnittlicher Vorratsbestand

= 200.000 Euro / 200.000 Euro = 1.

Insofern spiegelt die Berechnung auf Basis des Wareneinsatzes den Sachverhalt besser wider: mit dem durchschnittlichen Lagerbestand in Höhe von 200.000 Euro können die Umsätze eines ganzen Jahres ausgeführt werden. Der Lagerumschlag ist 1, die Lagerreichweite beträgt somit 1 Jahr.

Bedeutung einer hohen Umschlagshäufigkeit der Vorräte

Eine hohe Lagerumschlagshäufigkeit ist positiv: wäre der Lagerumschlag in dem Beispiel doppelt so hoch, würde dies z.B. bedeuten, dass

  • der Unternehmer mit demselben Vorratsbestand den doppelten Umsatz erzielen kann oder
  • mit einem nur halb so hohen durchschnittlichem Vorratsbestand denselben Umsatz erzielen kann.

Je höher die Lagerumschlagshäufigkeit ist, desto geringer ist die Kapitalbindung und damit die benötigte Finanzierung.

Darüber hinaus bringt eine niedrige Lagerumschlagshäufigkeit ggf. weitere Probleme, z.B. veraltete Produkte auf Lager, abgelaufene Haltbarkeitsdaten, größere Lagerräume mit den entsprechenden höheren Lagerkosten etc.

Die Umschlagshäufigkeit der Vorräte ist von Branche zu Branche unterschiedlich:

So wird ein Supermarkt bzw. Discounter einen sehr hohen Lagerumschlag aufweisen, während ein Juwelier oder eine Galerie ihre Vorräte eher selten umschlagen.

Days Inventory Outstanding (DIO) / Lagerreichweite

Teilweise wird der Sachverhalt auch anders dargestellt bzw. alternativ berechnet, indem die Kennzahl auf die durchschnittliche Lagerreichweite bzw. Lagerdauer in Tagen abstellt.

Die Formel lautet in dem Fall:

DIO = 360 Tage / Umschlagshäufigkeit der Vorräte.

Beispiel: Berechnung der Days Inventory Outstanding / Lagerreichweite

In dem obigen Beispiel (Berechnung auf Basis des Wareneinsatzes) betragen die DIO:

DIO = 360 Tage / 1 = 360 Tage.

D.h., die durchschnittliche Lagerreichweite bzw. Lagerdauer beträgt 360 Tage, ein sehr hoher Wert.

Hinweis

Teilweise werden für die DIO-Formel auch 365 Tage (an Stelle der 360 Tage) verwendet.