Ceteris Paribus Klausel

Definition

Möchte man mit ökonomischen Modellen wirtschaftliche Fragen untersuchen, dreht man oft nur an einer Schraube, um einen Effekt zu isolieren, während alle anderen Einflüsse konstant gehalten werden.

Das wird in der VWL als Ceteris-Paribus-Klausel bezeichnet, wobei das lateinische ceteris paribus mit "unter gleichen Bedingungen / Umständen" übersetzt werden kann oder umgangssprachlicher: "alles andere bleibt, wie es ist".

Das wird auch oft nur mit c. p. abgekürzt.

Alternative Begriffe: Ceteris-Paribus-Annahme, Ceteris-Paribus-Bedingung.

Eine Analogie

Die Ceteris-Paribus-Klausel ist nicht auf die VWL beschränkt, sondern ein Ansatz für wissenschaftliche Analysen und Experimente.

Wenn man beispielsweise in einem Experiment für einen Autotyp herausfinden möchte, was den Treibstoffverbrauch erhöht, würde man zunächst auf einer Landstraße mit Tempo 100 eine Strecke von 100 km zurücklegen und den Verbrauch messen, ohne dass Stromverbraucher wie Klimaautomatik, Sitzheizung oder Radio angeschaltet sind (Ausgangssituation).

Wenn man jetzt in einem nächsten Schritt Klimaautomatik, Sitzheizung und Radio gleichzeitig anmachen und die Strecke dazu noch in einem anderen Tempo fahren würde, könnte man nicht feststellen, woher der Mehrverbrauch in welchem Ausmaß rührt.

Deshalb fährt man als Experiment die Strecke mit eingeschalteter Klimaautomatik, ansonsten ceteris paribus zur Ausgangssituation: dasselbe Tempo, ohne Sitzheizung, ohne Radio.

Im nächsten Experiment dann die Sitzheizung anschalten, ansonsten wieder ceteris paribus zur Ausgangssituation: dasselbe Tempo, ohne Klimaautomatik, ohne Radio.

Beispiel

In ein Modell gehen die drei Variablen 1) (nationales) Einkommen, 2) durchschnittlicher Steuersatz und 3) Sparquote der privaten Haushalte ein.

Vereinfacht mit ein paar Beispielzahlen:

Das nationale Einkommen betrage 100 Mrd. Euro.

Ist der durchschnittliche Steuersatz 30 %, bliebe den Bürgern 70 Mrd. Euro übrig.

Ist die Sparquote 10 %, sparen sie 7 Mrd. Euro und könnten die restlichen 63 Mrd. Euro konsumieren.

Analyse

Nun soll untersucht werden, wie sich eine Erhöhung des Einkommens um 2 % auf den Konsum auswirkt, und zwar ceteris paribus, das heißt, der durchschnittliche Steuersatz und die Sparquote werden als unverändert angenommen.

Erhöht sich das nationale Einkommen um 2 % auf 102 Mrd. Euro, gilt bei gleichem Steuersatz und gleicher Sparquote:

Nach 30 % Steuern bleiben 71,4 Mrd. Euro übrig, davon 10 % gespart sind 7,14 Mrd. Euro und für den Konsum verbleiben 64,26 Mrd. Euro (71,4 Mrd. Euro - 7,14 Mrd. Euro).

Der Konsum könnte also um 1,26 Mrd. Euro steigen.

Problem

An dem Beispiel sieht man aber schon, dass es in einer realen Wirtschaft, wo vieles mit vielem zusammenhängt, gar nicht so leicht ist, Effekte zu isolieren.

Der durchschnittliche Steuersatz hängt bei progressiven Steuertarifen wie etwa in Deutschland von der Einkommenshöhe ab; das heißt, mit steigenden Einkommen steigt auch der durchschnittliche Steuersatz.

Ebenso könnte sich mit höherem Einkommen auch die Sparquote (der Anteil bzw. Prozentsatz, der vom Einkommen gespart wird) erhöhen: Menschen mit höheren Einkommen sparen in der Regel einen größeren Anteil, während Menschen mit niedrigen Einkommen eher alles für ihr tägliches Leben ausgeben müssen und wenig sparen (können).