Finanzierung aus Rückstellungen
Definition Finanzierung aus Rückstellungen
Die teilweise auch als Finanzierung aus Rückstellungsgegenwerten bezeichnete Finanzierung aus Rückstellungen ist eine Form der Innen- und Fremdfinanzierung.
Bis zur Inanspruchnahme der Rückstellungen können die Mittel im Unternehmen genutzt werden und dienen dadurch – bei Rückstellungen etwa für Pensionen auch langfristig – der Finanzierung des Unternehmens.
Rückstellungen Definition
Rückstellungen werden zum einen für hinsichtlich ihres Eintritts, ihrer Höhe oder ihrer Fälligkeit nach ungewisse Verbindlichkeiten gebildet.
Zum anderen sind Rückstellungen (handelsrechtlich) für drohende Verluste zu bilden (§ 249 Abs. 1 HGB).
Rückstellungen gehören – neben den (sicheren) Verbindlichkeiten – zum Fremdkapital.
Die Höhe der Rückstellungen kann der Bilanz entnommen werden (§ 266 Abs. 3 B. Rückstellungen HGB).
Finanzierungseffekt der Rückstellungen
Der Finanzierungseffekt der Rückstellungen ergibt sich zum einen daraus, dass die über die Umsätze "verdienten" Rückstellungszuführungen bis zum Verbrauch bzw. der Inanspruchnahme der Rückstellung dem Unternehmen zur Verfügung stehen, da sie nicht (sofort) zu Auszahlungen führen.
Darüber hinaus mindern die Aufwendungen für die Rückstellungsbildung als Betriebsaufwand den Gewinn, damit auch die Ausschüttungen und (sofern die Rückstellungen auch steuerlich zulässig sind) die Steuerlast.
Insbesondere langfristige Rückstellungen wie Pensionsrückstellungen oder Ansammlungsrückstellungen (zum Beispiel für Rekultivierungsverpflichtungen oder Jubiläumsrückstellungen) können auch der langfristigen Finanzierung des Unternehmens dienen.
Zusammenhang mit offener und stiller Selbstfinanzierung
In Höhe des Rückstellungsaufwands reduziert sich der Gewinn und damit der Spielraum für die offene Selbstfinanzierung durch Gewinnthesaurierung. Insofern ist hier der Nettoeffekt zu betrachten.
Werden Rückstellungen zu hoch angesetzt, liegen stille Reserven und somit – in Höhe des "überdotierten" Betrags – eine Form der stillen Selbstfinanzierung vor.
Beispiel für Rückstellungsfinanzierung
Beispiel: Finanzierung aus Rückstellungen
Ein Unternehmen erzielt im Geschäftsjahr 01 Umsatzerlöse in Höhe von 1 Mio. Euro. An zahlungswirksamen Aufwendungen für Löhne, Gehälter, Material und so weiter fallen 800.000 Euro an.
Darüber hinaus wird der Pensionsrückstellung aufwandswirksam ein Betrag in Höhe von 100.000 Euro zugeführt.
Der Jahresüberschuss bzw. Gewinn beträgt somit 100.000 Euro (hier vereinfacht ohne Berücksichtigung von Ertragsteuern).
An liquiden Mitteln sind dem Unternehmen jedoch (vereinfacht) 200.000 Euro (1 Mio. Euro Umsatzerlöse abzgl. 800.000 Euro auszahlungswirksame Aufwendungen) zugeflossen, die zur Finanzierung von Investitionen zur Verfügung stehen.
Würde der Gewinn vollständig einbehalten, lägen zwei Formen der Innenfinanzierung vor:
- eine offene Selbstfinanzierung durch Gewinnthesaurierung in Höhe von 100.000 Euro sowie eine
- Finanzierung aus Rückstellungen in Höhe von 100.000 Euro.
Ausmaß des Finanzierungseffekts
Das Ausmaß der Finanzierung hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Angenommen, im folgenden Geschäftsjahr 02 werden wiederum 100.000 Euro der Pensionsrückstellung zugeführt, gleichzeitig werden aber 80.000 Euro an Betriebsrentner als Rente ausbezahlt (dies mindert die Rückstellung), so beläuft sich der Netto-Finanzierungseffekt in 02 lediglich auf 20.000 Euro.