Nutzwertanalyse
Anwendungsbereich der Nutzwertanalyse
Zahlreiche Investitionsvorhaben wie etwa die Entscheidung für einen neuen Standort für ein Unternehmen können nicht — wie es die statischen und dynamischen Investitionsrechnungen erfordern — ausschließlich durch Zahlen (Kosten, Gewinne, Rentabilitäten) erfasst werden.
In diesem Fall kommt die Nutzwertanalyse zum Einsatz. Sie integriert auch qualitative Faktoren wie etwa die Qualifikation der Arbeiterschaft oder die Nähe zu Absatzgebieten.
Das Unternehmen legt Kriterien fest, gewichtet diese und bewertet die zur Verfügung stehenden Alternativen anschließend anhand der gewichteten Kriterien.
Alternative Begriffe: Bewertungsmatrix, Entscheidungswerttabelle, Nutzwertrechnung, Nutzwerttabelle, Punktbewertungsmodell, Punktwertverfahren, Scoring-Methode, Scoring-Modell.
Schritte der Nutzwertanalyse
Die Durchführung einer Nutzwertanalyse umfasst mehrere Schritte:
- Zielbestimmung, Festlegung von Bewertungskriterien und „K.O.-Kriterien“;
- Beschreibung der Alternativen, Gewichtung der Ziele und Zuordnung von Gewichtungsfaktoren;
- Bewertung der Alternativen;
- Ergebnisermittlung: Rangfolgenbildung durch Verknüpfung der Gewichtungsfaktoren und Merkmale.
Als K.O.-Kriterien bezeichnet man Nebenbedingungen, die unbedingt erfüllt sein müssen, damit die Alternative überhaupt in Betracht gezogen wird.
Beispiel einer Nutzwertanalyse: Standortwahl
Eine Möbelhauskette sucht einen neuen Standort.
Es wurden von Immobilienmaklern vorläufig 3 Standorte in verschiedenen Großstädten Deutschlands „angeboten“.
Zielbestimmung
Das Hauptziel ist das Identifizieren eines „guten Standorts“, und zwar sowohl hinsichtlich der Kunden- als auch der Beschaffungsperspektive.
Kriterien für die Standortwahl
Für den neu zu errichtenden Standort wird es als unerlässlich erachtet, einen Autobahnanschluss in der Nähe zu haben (K.O.-Kriterium).
Das Management der Möbelhauskette legt folgende Kriterien mit den entsprechenden Gewichtungen fest:
Kriterium | Gewichtung |
---|---|
Höhe der Mietkosten | 50 % |
Vor Ort gegebene Kaufkraft | 30 % |
Größe des Einzugsgebiets | 20 % |
Die Merkmale für die Standortkriterien sollen folgendermaßen mit Punkten bewertet werden:
Punkteanzahl | Bedeutung |
---|---|
5 | sehr gut |
4 | gut |
3 | befriedigend |
2 | ausreichend |
1 | mangelhaft |
Beschreibung der Alternativen
Die 3 in Frage kommenden Standorte sind:
- Standort Ingolstadt: Die Mietkosten sind durchschnittlich. Das Einzugsgebiet wird ebenso wie die Kaufkraft als sehr gut eingeschätzt. Der nächste Autobahnanschluss ist 40 km entfernt
- Standort Regensburg: die Mietkosten sind hoch. Das Einzugsgebiet wird ebenso wie die Kaufkraft als gut eingeschätzt. Der nächste Autobahnanschluss ist 3 km entfernt.
- Standort Bamberg: Die Mietkosten sind günstig. Das Einzugsgebiet ist gut, allerdings wird die Kaufkraft nur als befriedigend eingeschätzt. Der nächste Autobahnanschluss ist 2 km entfernt.
Ingolstadt erfüllt das K.O.-Kriterium „Direkter Autobahnanschluss“ nicht und wird deshalb nicht weiter verfolgt.
Bewertung der Alternativen und Rangfolgenbildung in einer Nutzwerttabelle
Regensburg | Bamberg | ||||
---|---|---|---|---|---|
Kriterien | Gewichtung | Teilnutzen | gewichtet | Teilnutzen | gewichtet |
Mietkosten | 50 % | 2 | 1,0 | 4 | 2,0 |
Kaufkraft | 30 % | 4 | 1,2 | 3 | 0,9 |
Einzugsgebiet | 20 % | 4 | 0,8 | 4 | 0,8 |
Summe | 100 % | 3,0 | 3,7 |
Der jeweilige gewichtete Teilnutzen errechnet sich durch Multiplikation der vergebenen Punkte mit dem Gewichtungsfaktor.
Zum Beispiel erhält Regensburg bei den "Mietkosten" 2 Punkte, diese werden mit dem Gewichtungsfaktor für das Kriterium "Mietkosten" von 50 % multipliziert, um zu dem gewichteten Teilnutzen von 1,0 zu gelangen.
Der Standort Bamberg gewinnt in dem Beispiel mit der höheren Punktzahl von 3,7 die Nutzwertrechnung vor Regensburg mit nur 3,0 Punkten.