Bilanzgewinn

Bilanzgewinn Definition

Der Bilanzgewinn wird aus dem Jahresüberschuss abgeleitet — und zwar dann, wenn die Bilanz unter Berücksichtigung der teilweisen Verwendung des Jahresergebnisses aufgestellt wird (§ 268 Abs. 1 Satz 2 HGB).

Eine derartige teilweise Ergebnisverwendung tritt zum Beispiel auf, wenn der Vorstand einer Aktiengesellschaft (AG) beschließt, einen Teil des Jahresüberschusses in die Gewinnrücklagen einzustellen.

Dadurch reduziert sich der für Ausschüttungen an die Aktionäre verfügbare Betrag auf den verbleibenden Bilanzgewinn.

Aktionäre haben nach § 58 Abs. 4 AktG unter den dort genannten Voraussetzungen Anspruch auf den Bilanzgewinn; Ausschüttungen sind nach § 57 Abs. 3 AktG auf den Bilanzgewinn beschränkt. Über die weitere Gewinnverwendung beschließt die Hauptversammlung in einem Gewinnverwendungsbeschluss.

Es kann auch ein Bilanzverlust auftreten.

Gewinn- bzw. Ergebnisverwendung

Die Bilanz kann nach § 268 Abs. 1 Satz 1 HGB

  1. vor Gewinnverwendung,
  2. nach teilweiser Gewinnverwendung oder
  3. nach vollständiger Gewinnverwendung

aufgestellt werden.

Nur bei Alternative 2. – bei teilweiser Gewinnverwendung – wird ein Bilanzgewinn ausgewiesen.

Bilanzgewinn ermitteln

Beispiel: Bilanzgewinn berechnen

Eine Aktiengesellschaft (AG) weist folgende Gewinn- und Verlustrechnung (nach dem Gesamtkostenverfahren) mit einem Jahresüberschuss von 1.200.000 € aus.

Der Vorstand der AG beschließt satzungsgemäß (§ 58 Abs. 2 AktG), 400.000 € in die Gewinnrücklagen einzustellen — es handelt sich um eine teilweise Gewinnverwendung (400.000 € vom Jahresüberschuss von 1,2 Mio. € werden für Gewinnrücklagen verwendet).

Dieser Sachverhalt bzw. die Überleitung auf den Bilanzgewinn erfolgt in der GuV (oder alternativ im Anhang) nach dem Jahresüberschuss (§ 158 AktG).

Bilanzgewinn (Posten Nr. 19) in der GuV nach dem Gesamtkostenverfahren
  1. Umsatzerlöse 10.000.000
+/- 2. Erhöhung oder Verminderung des Bestands an fertigen und unfertigen Erzeugnissen 2.000.000
+ 3. andere aktivierte Eigenleistungen 1.000.000
+ 4. sonstige betriebliche Erträge 200.000
  5. Materialaufwand  
-   a) Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und für bezogene Waren 3.000.000
-   b) Aufwendungen für bezogene Leistungen 200.000
  6. Personalaufwand  
-   a) Löhne und Gehälter 4.000.000
-   b) soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung und für Unterstützung 1.000.000
  7. Abschreibungen  
-   a) auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen 1.000.000
-   b) auf Vermögensgegenstände des Umlaufvermögens, soweit diese die in der Kapitalgesellschaft üblichen Abschreibungen überschreiten 0
- 8. Sonstige betriebliche Aufwendungen 2.000.000
+ 9. Erträge aus Beteiligungen 100.000
+ 10. Erträge aus anderen Wertpapieren und Ausleihungen des Finanzanlagevermögens 150.000
+ 11. sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 100.000
- 12. Abschreibungen auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des Umlaufvermögens 50.000
- 13. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 800.000
- 14. Steuern vom Einkommen und Ertrag 300.000
= 15. Ergebnis nach Steuern 1.200.000
- 16. Sonstige Steuern 0
= 17. Jahresüberschuss 1.200.000
- 18. Einstellung in die Gewinnrücklagen -400.000
= 19. Bilanzgewinn 800.000

Gewinnverwendungsbeschluss

Über die Verwendung des verbleibenden Bilanzgewinns in Höhe von 800.000 € (zum Beispiel Ausschüttung als Dividende oder Vortrag auf neue Rechnung) beschließt die Hauptversammlung in einem Gewinnverwendungsbeschluss.

Liegt aus den Vorjahren noch ein Gewinnvortrag / Verlustvortrag vor, wäre dieser in die Berechnung und Überleitung des Bilanzgewinns einzubeziehen.

Gewinnverwendungsrechnung

Eine komplette Gewinnverwendungsrechnung sieht für Aktiengesellschaften laut § 158 AktG mit Beispielzahlen so aus:

Gewinnverwendungsrechnung hin zum Bilanzgewinn
17. Jahresüberschuss / Jahresfehbetrag 1.200.000
+/- 18. Gewinnvortrag / Verlustvortrag aus dem Vorjahr 800.000
+ 19. Entnahmen aus der Kapitalrücklage 500.000
+ 20. Entnahmen aus Gewinnrücklagen 0
- 21. Einstellung in die Gewinnrücklagen -400.000
= 22. Bilanzgewinn / Bilanzverlust 2.100.000

Interpretation

Der Jahresüberschuss beträgt unverändert zu oben 1.200.000 €.

Allerdings besteht aus dem Vorjahr ein Gewinnvortrag von 800.000 € (Jahresüberschüsse aus alten Geschäftsjahren) und es sollen noch 500.000 € aus der Kapitalrücklage entnommen werden.

Es werden keine Entnahmen aus Gewinnrücklagen gemacht, sondern wie oben 400.000 € in Gewinnrücklagen eingestellt.

Als Saldo ergeben sich 2.100.000 €; diese könnten an Aktionäre ausgeschüttet werden (das sind 900.000 € mehr als derJahresüberschuss des aktuellen Geschäftsjahrs).

Anmerkung: Entnahmen aus Gewinnrücklagen und Einstellungen in Gewinnrücklagen sind nach § 158 AktG noch genauer zu unterteilen.