Okunsches Gesetz

Okunsches Gesetz Definition

Das Okunsche Gesetz stellt einen Zusammenhang her zwischen dem (realen) Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (kurz BIP: alles was in einem Jahr an Produkten und Leistungen in einer Volkswirtschaft geschaffen wird) und der Veränderung der Arbeitslosenquote.

Damit die Arbeitslosenquote sinkt, muss das BIP-Wachstum die Summe aus Produktivitäts- und Bevölkerungswachstum übersteigen.

Vereinfachtes Beispiel zum Verständnis

In einem Land leben im Jahr 01 nur 10 (erwerbsfähige) Menschen, jeder braucht jedes Jahr ein neues Auto.

Im Jahr 01 produzieren diese 10 Menschen in Summe 10 Autos mit einem Gesamtwert von 500.000 € (pro Auto 50.000 €). Die Arbeitslosenquote ist 0 (alle arbeiten).

Im Jahr 02 gibt es durch das Bevölkerungswachstum 12 (erwerbsfähige) Menschen (die Kindheit wurde übersprungen), durch eine erhöhte Produktivität produzieren 10 Menschen jetzt 12 Autos mit einem Gesamtwert von 600.000 €.

Es gibt aber nun 2 Arbeitslose, die Arbeitslosenquote ist 2 /12 = gerundet 17 %.

Das BIP-Wachstum von 500.000 € auf 600.000 € ist zu klein, um das Produktivitäts- und Bevölkerungswachstum aufzufangen; die Arbeitslosigkeit nimmt zu.

Wäre das BIP in 02 auf 720.000 € gestiegen, wären das 14,4 Autos (das fünfzehnte Auto nicht fertig) zu 50.000 € und man hätte dafür alle 12 Menschen gebraucht, die je 1,2 Autos produzieren (12 × 1,2 = 14,4). Die Arbeitslosenquote wäre wieder 0.

Das Okunsche Gesetz besagt auch, dass es ein starkes Wirtschaftswachstum braucht, um die Arbeitslosigkeit wesentlich zu senken. Die Annahme, dass ein Wirtschaftswachstum von z. B. 3 % zu einem signifikanten Rückgang der Arbeitslosigkeit führt, trügt; der Effekt ist – ja nach Land und Zeitraum – geringer und hinkt zeitlich hinterher (die Unternehmen versuchen zunächst, mit den vorhandenen Kapazitäten / Arbeitskräften hinzukommen, z. B. durch Aufbau der Arbeitszeitkonten, Überstunden usw., bevor sie neues Personal einstellen).

Den Begriff "Gesetz" sollte man nicht zu wörtlich nehmen. Es ist keine Gesetzmäßigkeit, die immer (zu jeder Zeit, in jeder Konjunkturphase) und überall (in allen Volkswirtschaften) gilt, sondern ein Zusammenhang, den der Ökonom Arthur Okun in den 1960er Jahren erstmals in den USA für vergangene Zeiträume festgestellt hatte. Dieser grundsätzliche Zusammenhang wurde später in weiteren Analysen und Studien in anderen Ländern / Wirtschaftsregionen ebenfalls gefunden.

Alternative Begriffe: Gesetz von Okun, Okuns Gesetz.