Working Capital
Working Capital Definition
Das im Deutschen oft als Betriebskapital bezeichnete Working Capital ist eine der Bilanzkennzahlen, die Auskunft über die Liquidität und Finanzierung eines Unternehmens gibt.
Es berechnet sich als Differenz aus dem Umlaufvermögen und den kurzfristigen Verbindlichkeiten des Unternehmens.
Der Begriff – wörtlich: "Arbeitendes Kapital" – passt gar nicht so gut, denn
- natürlich arbeiten auch das Anlagevermögen (Maschinen, Fabriken) bzw. das der Finanzierung dienende Eigenkapital und langfristige Fremdkapital für das Unternehmen, ohne in der Berechnung bzw. Formel vorzukommen;
- handelt es sich nicht nur um Kapital, sondern um eine Differenz von Vermögen (Umlaufvermögen) und Kapital, also eher ein Nettovermögen.
Besser als Übersetzung, aber viel zu lang, wäre deshalb "Sich kurzfristig änderndes / in permanenter Bewegung befindliches Nettoumlaufvermögen".
Berechnung des Working Capital
Das Working Capital eines Unternehmens berechnet sich mit folgender Formel:
Working Capital = Umlaufvermögen - kurzfristige Verbindlichkeiten.
Darunter fallen im Einzelnen zum Beispiel folgende Bilanzposten:
Vorräte | |
+ | Forderungen aus Lieferungen und Leistungen |
+ | Sonstige kurzfristige Forderungen (zum Beispiel Umsatzsteuerforderung) |
- | Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen |
- | Kurzfristige Rückstellungen (zum Beispiel Tantiemen) |
- | Sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten (zum Beispiel Lohnsteuerverbindlichkeit) |
Beispiel
Beispiel: Berechnung und Bedeutung des Working Capital
Das Working Capital soll für folgende (verkürzte) Bilanz berechnet werden:
Aktiva | Passiva | ||
---|---|---|---|
Anlagevermögen | Eigenkapital | 300.000 | |
Maschinen | 600.000 | ||
Umlaufvermögen | Fremdkapital | ||
Vorräte | 200.000 | (Langfristige) Kredite | 500.000 |
Forderungen aus L+L | 120.000 | Verbindlichkeiten aus L+L | 200.000 |
Kasse, Bank | 80.000 | ||
1.000.000 | 1.000.000 |
Die kurzfristigen Verbindlichkeiten sollen lediglich offene Lieferantenrechnungen in Höhe von 200.000 Euro (Bilanzposten: Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen) umfassen.
Berechnung des Working Capital
Working Capital = Umlaufvermögen - kurzfristige Verbindlichkeiten
= (200.000 € + 120.000 € + 80.000 €) - 200.000 € = 200.000 €.
Interpretation des Working Capital
Das Working Capital lässt sich in 2 "Richtungen" interpretieren:
Working Capital als Maßstab der Liquidität
Das Working Capital ist positiv. Das bedeutet, das Umlaufvermögen des Unternehmens deckt die kurzfristigen Verbindlichkeiten ab.
Das Umlaufvermögen wird generell – im Gegensatz zum Anlagevermögen – relativ schnell in liquide Mittel umgewandelt (Kundenforderungen werden bezahlt, Vorräte werden verkauft, Bankguthaben sind bereits als liquide Mittel vorhanden), so dass diese Mittel eingesetzt werden können, um die kurzfristigen Verbindlichkeiten zu tilgen.
Das Working Capital dient sozusagen der Zahlungsfähigkeit des Unternehmens.
Working Capital als Finanzierungsbedarf
Allerdings muss das Working Capital finanziert werden, zum Beispiel durch einen verzinslichen Bankkredit.
Gelänge es dem Unternehmen, das Working Capital beispielsweise dadurch zu senken, dass die Vorratsbestände optimiert, das heißt zum Beispiel von 200.000 € auf 100.000 € gesenkt werden, würde weniger Fremdkapital benötigt (die Kredite könnten in der obigen Bilanz zum Beispiel von 500.000 € auf 400.000 € gesenkt werden).
Das führt zu geringeren Zinsaufwendungen sowie zu besseren Rentabilitätskennzahlen (etwa einer Verbesserung der Gesamtkapitalrentabilität).
Finanzierung des Working Capitals und des Anlagevermögens
Finanziert werden muss seitens des Unternehmens das Anlagevermögen (600.000 €) sowie das Working Capital (200.000 €), das heißt in Summe 800.000 €.
Dies geschieht im obigen Beispiel mit 300.000 € Eigenkapital sowie einem langfristigen Bankkredit in Höhe von 500.000 €.
Working Capital Management
Die wesentlichen Möglichkeiten, das Working Capital zu senken bzw. zu optimieren – das sogenannte Working Capital Management –, lassen sich aus der obigen Formel ablesen:
- Senkung der Vorratsbestände durch Bestandsoptimierung bzw. im Extremfall durch just-in-time-Fertigung;
- Senkung der Forderungsbestände durch kürzere Zahlungsziele, strikteres Mahnwesen oder Factoring sowie
- Erhöhung der Lieferverbindlichkeiten durch Verhandeln längerer Zahlungsziele bei den Lieferanten.
Working Capital zu Umsatz
Oft messen Unternehmen auch das Verhältnis des Working Capitals im Verhältnis zum Umsatz (sogenannte Working-Capital-Intensität) als Indikator für einen effizienten Einsatz des Kapitals.
Beispiel: Working-Capital-Intensität berechnen
Angenommen, in dem obigen Beispiel beträgt der Umsatz 4.000.000 Euro.
Dann beträgt das Working Capital 200.000 Euro / 4.000.000 Euro = 0,05 = 5 % vom Umsatz.
Das bedeutet, mit geringem Betriebskapital wird viel Umsatz gemacht. Das Kapital wird in dieser Hinsicht effizient eingesetzt.
Die Verzinsung des Kapitals wird mit der Eigenkapitalrentabilität bzw. der Gesamtkapitalrentabilität gemessen.