Angebotskurve
Definition
Die Angebotskurve zeigt, wieviel die Hersteller / Unternehmen in Abhängigkeit vom Preis anbieten.
Steigen die Preise, steigt der Anreiz, die nachgefragten Produkte herzustellen, immer mehr Anbieter kommen auf den Markt.
Das hat insbesondere auch damit zu tun, dass durch den höheren Preis auch höhere Herstellungskosten / Selbstkosten erlaubt werden.
Beispiel
Wenn ein Herrenanzug 200 € kostet, wird der Markt vor allem von großen Herstellern bedient, die zu diesen Preisen Konfektionsware produzieren können.
Stiege der Marktpreis für Anzüge auf 1.000 €, könnten auch kleinere Schneidereien oder gar einzelne Schneider mit höheren Herstellungskosten den Markt betreten.
Mittel- bzw. langfristig führt dies dazu, dass die Preise wieder sinken.
In die andere Richtung: fallen die Preise, sind viele Anbieter nicht mehr in der Lage, ohne Verluste zu produzieren; sie geben das Geschäft auf oder gehen in die Insolvenz, die Zahl der Anbieter sinkt.
Beispiel
Basierend auf dem Beispiel zum Gleichgewichtspreis sei das Angebot von Eiern auf einem Wochenmarkt wie folgt:
Es werden Hühnereier der Grösse M durch mehrere Anbieter verkauft. Bei einem Preis pro Ei von 1 € werden 100 Stück angeboten und das Angebot nimmt jeweils um 10 Eier ab, wenn der Preis jeweils um 0,10 € sinkt (das heißt, bei 0,90 € werden nur 90 Eier angeboten, bei 0,80 € dann 80 Eier und so weiter).
Angebotsfunktion
Als Angebotsfunktion: ANGEBOTSMENGE = 100 × PREIS.
Etwas formaler bzw. mathematischer:
x(p) = 100 × p
In Worten: Die angebotene Menge x in Abhängigkeit vom Preis p – also x(p) – entspricht dem Term: 100 mal der Preis.
(Wir stören uns hier nicht daran, dass die Funktion nur einen eingeschränkten Definitionsbereich mit maximalen Preisen bis 1 € haben soll; ob bei einem Preis von 1.000 € 100.000 Eier angeboten werden, ist fraglich bzw. jenseits des Alltäglichen.)
Angebotskurve
Die (lineare) Angebotskurve hierfür sieht so aus:

Verschiebung
Angenommen, die Hersteller bieten nun zum jeweils gleichen Preis eine jeweils höhere Menge an.
Die Angebotsfunktion könnte beispielsweise so aussehen:
x(p) = 100 × p + 20
Bei 0,80 € würden sie jetzt zum Beispiel x(0,80) = 100 × 0,80 + 20 = 100 Eier anbieten statt bisher 80 Eier.
In dem Fall verschiebt sich die neue Angebotskurve parallel zur alten Angebotskurve nach rechts.
Die Nachfragekurve ändert sich nicht. Deshalb liegt das neue Marktgleichgewicht bei einem niedrigeren Preis von 0,40 Euro (vorher: 0,50) und einer höheren Menge von 60 (vorher: 50).

Kurz- und langfristiges Angebot
Der oben genannte Zusammenhang – steigendes Angebot bei steigenden Preisen – gilt in der kurzfristigen Betrachtung nicht immer: wenn die Herstellung lange dauert (zum Beispiel für Immobilien, Schiffe, Flugzeuge oder Whisky), wäre das Angebot auf kurze bis mittlere Sicht fix und die kurzfristige Angebotskurve verliefe vertikal.
Beispiel Häuser: wenn sich die Preise für Häuser in einer Gegend heute verdoppeln würden, gäbe es morgen trotzdem nicht mehr Häuser – einfach, weil deren Planung, Genehmigung und Bau dauert. Das Angebot ist kurzfristig bei beliebigen Preisen einfach fix.
Grafisch

Inverse Angebotsfunktion
Die Angebotsfunktion kann auch "umgekehrt" mit dem Preis in Abhängigkeit von der Menge als sogenannte inverse Angebotsfunktion dargestellt werden:
PREIS = ANGEBOTSMENGE / 100 bzw. formaler: p(x) = x / 100.
Bei einer Menge von 20 Eiern wäre der Preis beispielsweise: p(20) = 20 / 100 = 0,20 €.