Bruttoinlandsprodukt

Bruttoinlandsprodukt Definition

Das Bruttoinlandsprodukt (kurz: BIP) ist der Marktwert aller im Inland (z. B. Deutschland) innerhalb eines Zeitraums (i. d. R. 1 Jahr) hergestellten finalen Güter (d. h. ohne Zwischenprodukte und ohne Gebrauchtwaren) und erbrachten Dienstleistungen, abzüglich des Werts importierter Vorleistungen.

Wird dieser Wert zu aktuellen Preisen gemessen, spricht man vom nominalen Bruttoinlandsprodukt.

Das BIP misst die Wirtschaftsleistung und ist immer noch der Wohlstandsindikator schlechthin. Als solcher ist das BIP allerdings umstritten, da es nur den aggregierten materiellen Wohlstand misst und andere Aspekte der Lebensqualität wie Umwelt, Soziales, Gesundheit, Bildung, Gerechtigkeit u. a. außen vor lässt.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, das BIP zu ermitteln (siehe Beispiel unten) und durch den geschlossenen Kreislauf bzw. die angewandte volkswirtschaftliche "doppelte Buchführung" führen diese Rechnungen zu demselben Ergebnis.

Das Bruttoinlandsprodukt ist von der Bevölkerungsgröße abhängig. Deshalb eignet sich für Vergleiche von Ländern besser das BIP pro Kopf.

Beim realen Bruttoinlandsprodukt werden die produzierten Mengen mit Preisen der Vergangenheit (des Vorjahres oder eines anderen Basisjahres) bewertet. Um z. B. das reale Wirtschaftswachstum zwischen den Jahren 02 und 01 zu messen, könnten die in 02 produzierten Mengen mit den Preisen des Jahres 01 bewertet werden und anschließend werden die BIP von 02 und 01 verglichen. Das Wirtschaftswachstum zeigt dann, in welchem Ausmaß wirklich mehr Güter und Dienstleistungen generiert wurden.

Teilt man das nominale BIP durch das reale BIP und multipliziert das Ergebnis mit 100, erhält man den sog. BIP-Deflator, ein Maß, um Preissteigerungen in einer Volkswirtschaft auf breiter Basis zu messen (Inflationsrate bzw. Verbraucherpreisindex sind weitere, basieren aber auf definierten Warenkörben).

Beispiel: BIP Deflator berechnen

Ist das nominale BIP z. B. 1.000 Mrd. € und das reale BIP 952,4 Mrd. €, ist der BIP-Deflator gerundet (1.000 / 952,4) × 100 = 105.

Alternative Begriffe: Inlandsprodukt, Wirtschaftsleistung.

Einfaches Beispiel

Beispiel: BIP berechnen

Der Weinbergbesitzer Meier stellt in Deutschland mit Hilfe seines Angestellten Huber Trauben im Wert von 1 € her und verkauft diese an Müller, der daraus Wein produziert und für 2 € an Meier verkauft, der den Wein dann als Endverbraucher trinkt.

Huber erhält für seine Arbeit 0,70 €.

BIP als Summe der finalen Produkte (und Dienstleistungen)

In dieser kleinen Volkswirtschaft wird nur der Wein als finales Produkt produziert, die Trauben sind ein Zwischenprodukt. Das BIP entspricht dem Wert des Weines: 2 €.

BIP als Summe der Wertschöpfung

Meier bringt hier durch die Weintraubenproduktion eine Wertschöpfung in Höhe von 1 € und Müller durch die Weiterverarbeitung der Trauben eine weitere Wertschöpfung in Höhe von 1 €. Das Bruttoinlandsprodukt als Summe der Wertschöpfungen ist 2 €.

BIP als Summe der Faktoreinkommen

Man kann das BIP auch als Summe aller sog. Faktoreinkommen (z.B. Lohneinkommen, Gewinne) aus der Produktion definieren.

Im Beispiel erhält Huber einen Lohn von 0,70 € und Meier macht einen Gewinn von 1 € - 0,70 € Lohnaufwendungen = 0,30 €; Müller macht einen Gewinn von 1 €, in Summe sind die Faktoreinkommen 0,70 € + 0,30 € + 1 € = 2 € (der Einsatz weiterer Produktionsfaktoren wird hier in dem einfachen Beispiel vernachlässigt).

BIP als Summe der Ausgaben

Und man kann das BIP als Summe aller Ausgaben der Endverbraucher für die produzierten Güter und Dienstleistungen betrachten.

Meier konsumiert Wein für 2 €, Müller und Huber konsumieren nichts.

BIP pro Kopf berechnen

Für das obige Beispiel war das BIP 2 € und die Bevölkerung bestand aus 3 Personen (Meier, Huber und Müller); das BIP pro Kopf ist deshalb 2 €/3 = 0,67 €.

Reales vs. nominales BIP

Angenommen, ein Jahr später (Jahr 02) wird genau dasselbe produziert, nur zu anderen, um 10 % höheren Preisen (Inflation): Trauben 1,10 €; Wein 2,20 € und Lohn 0,77 €.

Das nominale BIP im Jahr 02 wäre jetzt 2,20 €. Verglichen mit dem Jahr 01 ist das eine Erhöhung um 2,20 € - 2 € = 0,20 € bzw. 0,20 € / 2,00 € = 10 %.

Ist die Wirtschaft aber wirklich (um 10 %) gewachsen? Natürlich nicht, es wird immer noch nur ein Wein produziert.

Um das reale BIP des Jahres 02 zu berechnen, könnte man das BIP des Jahres 02 zu Preisen eines als Basisjahr definierten Jahres 01 berechnen: 1 Wein × 2 € = 2 €.

Das reale BIP in den Jahren 01 und 02 ist mit 2 € identisch, ein (reales) Wirtschaftswachstum liegt nicht vor (man spricht von einem Nullwachstum).