Optionsanleihe

Optionsanleihe Definition

Eine Optionsanleihe verbrieft

  • das Recht auf Zinsen (Zinskupon) und Rückzahlung (wie eine "normale" Anleihe) sowie darüber hinaus das
  • zusätzliche Recht (die Option) auf Bezug von Aktien oder Anleihen zu festgelegten Konditionen.

Im Unterschied zur Wandelanleihe erfolgt bei Ausübung der Option durch den Anleger kein Umtausch der Anleihe. Die Anleihe ist also in jedem Fall durch das Unternehmen zurück zu zahlen.

Optionsanleihen werden i.d.R. am Kapitalmarkt als Inhaberpapier platziert – das Unternehmen kennt somit seine Gläubiger nicht namentlich.

Alternative Begriffe: Optionsschuldverschreibung, warrant bond.

Optionsschein

Der Optionsschein, der das zusätzliche Recht auf Aktienbezug verbrieft, kann von der Schuldverschreibung abgetrennt werden und ist dann getrennt von der Anleihe (z.B. an der Börse) handelbar. Der Optionsschein ermöglicht „bei Einlösung“ den Bezug der Aktien zu einem festgelegten Preis.

Die Option wird (unter Vorbehalt der vereinbarten Frist) nur dann vom Anleger ausgeübt werden, wenn der aktuelle Aktienwert über dem vereinbarten Bezugskurs (Ausübungspreis) liegt.

An der Börse können

  • die Anleihe inkl. Optionsschein ("Anleihe cum")
  • die Anleihe ohne Optionsschein ("Anleihe ex") und
  • der Optionsschein alleine ("Warrant")

gehandelt werden.

Voraussetzung: Bedingtes Kapital oder eigene Aktien

Voraussetzung für die Ausgabe einer Optionsanleihe ist die Schaffung eines entsprechenden bedingten Kapitals, damit die Aktien im Falle der Ausübung der Option durch den Optionsinhaber auch geschaffen werden können.

Unter Umständen erlauben es die Optionsbedingungen auch, ausgeübte Optionsrechte aus dem Bestand eigener Aktien (falls vorhanden) zu bedienen.

Optionstypen

Man unterscheidet in Bezug auf die zeitliche Ausübungsmöglichkeit der Option

  • Europäische Option: diese kann lediglich am Ende ihrer Laufzeit (z.B. zum 31. Dezember 2015) ausgeübt werden und
  • Amerikanische Option: diese kann während der Laufzeit (z.B. im Zeitraum 1. Januar 2011 bis 31. Dezember 2015) ausgeübt werden.

Optionsanleihe Beispiel

Beispiel: Ausgabe und Ausübung einer Optionsanleihe

Die Huber AG hat zum 1. Januar 2009 eine Optionsanleihe in einer Gesamthöhe von 10 Mio. Euro Nennwert ausgegeben. Ausgabe und Rückzahlung erfolgen zum Nennwert. Der Zinssatz beträgt 2 %. Die Stückelung beträgt 10.000 Stück zu 1.000 Euro Nennwert. Eine Optionsanleihe im Nennwert von 1.000 Euro berechtigt zum Bezug von 5 Aktien zu einem Ausübungspreis von 50 Euro.

Zum Zeitpunkt der Ausgabe bucht die Huber AG eine Verbindlichkeit in Höhe von 10 Mio. Euro (Bilanzposten Anleihen 10 Mio. Euro, davon konvertibel 10 Mio. Euro) ein, der ein entsprechender Geldeingang aus der Begebung der Optionsanleihe gegenübersteht. Zum 31. Dezember 2009 erfolgt die erste Zinszahlung in Höhe von 200.000 Euro (2 % des Nennwerts).

Die Laufzeit der Optionsanleihe wird auf 5 Jahre festgelegt, d.h. die Rückzahlung erfolgt zum 31. Dezember 2013. Eine Ausübung der Option ist erst zum Ende der Laufzeit, d.h. zum 31. Dezember 2013 möglich (Europäische Option).

Der Aktienkurs der auf den Inhaber lautenden nennwertlosen Stückaktien der Huber AG, auf die jeweils ein rechnerischer Anteil am Grundkapital der Huber AG von 1 EUR entfällt, zum Zeitpunkt der Ausgabe der Optionsanleihe beträgt 40 Euro.

Die Huber AG hat im Zusammenhang mit der Emission der Optionsanleihe durch Hauptversammlungsbeschluss ein Bedingtes Kapital in Höhe von 50.000 Euro geschaffen.

Nun sei angenommen, der Aktienkurs der Huber AG steht zum 31. Dezember 2013 bei 60 Euro und alle Anleihegläubiger machen von ihrem Optionsrecht Gebrauch.

Dann stellt sich die Situation wie folgt dar:

Optionsanleihe bei Ausübung aus Unternehmenssicht:

Das Gezeichnete Kapital der Huber AG erhöht sich durch die Ausgabe neuer Aktien an die Anleihegläubiger um 50.000 Euro (50.000 Aktien a 1 Euro rechnerischer Nennwert = 50.000 Euro). Die Differenz zwischen dem Ausübungspreis von 50 Euro sowie dem „rechnerischen Nennwert“ von 1 Euro geht in die Kapitalrücklage (§ 272 Abs. 2 Nr. 1 HGB) ein, d.h., die Kapitalrücklage erhöht sich um 2.450.000 Euro.

Die Optionsanleihe in Höhe von 10 Mio. Euro wird zum 31. Dezember 2013 zurück gezahlt.

Optionsanleihe bei Ausübung aus Sicht der Investoren:

Die Investoren haben für einen Zeichnungsbetrag in Höhe von 1.000 Euro nunmehr 5 Aktien zum Preis von 250 Euro (5 Aktien zu 50 Euro) erhalten, die sie z.B. zum aktuellen Aktienkurs von 60 Euro (in Summe: 300 Euro) veräußern könnten. Sie können aber die Aktien auch weiterhin halten, um später bei (ggf. erwarteten noch höheren Aktienkursen) zu verkaufen.

Ausweis der Optionsanleihe in der Bilanz

Durch die Ausgabe der Optionsanleihe entsteht eine Verbindlichkeit gegenüber den Zeichnern der Anleihe, die in der Bilanz in dem Bilanzposten Anleihen gemäß § 266 Abs. 3 C. 1. HGB ausgewiesen wird.

Vorteile und Nachteile der Optionsanleihe

Vorteile der Optionsanleihe

Durch Optionsanleihen kann Fremdkapital kostengünstig zu einem in der Regel vergleichsweise niedrigen Zinssatz aufgenommen werden (die Anleihegläubiger werden durch das Optionsrecht für den niedrigen Zinssatz entschädigt).

Die Anleihezinsen mindern den steuerpflichtigen Gewinn.

Nachteile der Optionsanleihe

Allerdings muss die Anleihe – im Gegensatz zur z.B. Wandelschuldverschreibung – zum Fälligkeitszeitpunkt in jedem Fall zurück bezahlt werden.

Im Falle der Ausübung der Option werden durch die Ausgabe der neuen Aktien die Altaktionäre verwässert, d.h. ihr Anteil an dem Unternehmen verringert sich.