Gemeinkosten
Gemeinkosten Überblick
Für Gemeinkosten stellen sich 4 Fragen:
- Was sind Gemeinkosten? – Definition und Beispiele;
- Was macht man mit ihnen in der Kostenrechnung? – Verrechnung auf Produkte über Gemeinkostenzuschlagssätze;
- Wie grenzen sie sich von anderen Kostenarten ab? – Vor allem von Einzel- und Fixkosten;
- Welche Gemeinkostenarten unterscheidet man? – Material-, Fertigungs-, Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten; Kostenträger- und Kostenstellengemeinkosten.
Gemeinkosten werden auch oft als indirekte Kosten oder Overheadkosten (in engerem Sinne: Verwaltungsgemeinkosten) bezeichnet.
Gemeinkosten Definition
Die Unterscheidung von Kosten in Einzelkosten und Gemeinkosten erfolgt nach der Zurechenbarkeit auf einen Kostenträger bzw. eine Kostenstelle.
Gemeinkosten sind Kosten, die einem Kostenträger (zum Beispiel Produkt) oder einer Kostenstelle nicht direkt, sondern lediglich indirekt über Schlüssel zugerechnet werden können.
Gemeinkosten Beispiele
Beispiel 1: Miete
Die Miete von zum Beispiel monatlich 10.000 € für die Fertigungshalle, in der Produkte (Kugelschreiber) gefertigt bzw. zusammengesetzt werden, kann nicht wie etwa die Kosten einer einzelnen Kugelschreibermine (Einzelkosten) direkt dem Kostenträger Kugelschreiber zugerechnet werden.
Es handelt sich somit um Gemeinkosten (Fertigungsgemeinkosten).
Beispiel 2: Abschreibungen
Auch die Abschreibung auf eine Produktionsmaschine in Höhe von zum Beispiel 2.000 € monatlich kann nicht dem einzelnen Produkt direkt zugerechnet werden.
Verrechnung der Gemeinkosten auf Kostenstellen und Kostenträger
Im Gegensatz zu den Einzelkosten, die einem Kostenträger bzw. Produkt direkt – das heißt ohne Umwege bzw. Zwischenschritte – zugerechnet werden können, ist für Gemeinkosten ein Zwischenschritt erforderlich:
Gemeinkosten werden im Rahmen der Kostenstellenrechnung zunächst im Betriebsabrechnungsbogen auf Kostenstellen verteilt und anschließend mittels eines Gemeinkostenzuschlags im Kalkulationsschema auf die Kostenträger verrechnet.
Beispiel: Gemeinkosten bzw. Gemeinkostenzuschlag berechnen
Ein Glühweinstand kostet pro Tag 150 Euro Standmiete und 100 Euro Leasingrate für die Einrichtung (von weiteren Kosten sei hier abgesehen).
Diese beiden Kostenarten lassen sich nicht direkt dem Produkt (einem Becher Glühwein) zurechnen und stellen deshalb Gemeinkosten dar.
Die Gemeinkosten berechnen sich als Summe der 150 Euro und 100 Euro = 250 Euro.
Kostet den Standbetreiber ein Becher Glühwein im Einkauf 1 Euro und rechnet er damit, 500 Becher täglich zu verkaufen, schlägt er die Gemeinkosten auf die Einzelkosten mit Hilfe eines Gemeinkostenzuschlagssatzes auf:
Gemeinkostenzuschlag berechnen
Der Gemeinkostenzuschlagssatz beträgt 250 Euro Gemeinkosten / 500 Euro Einzelkosten (500 Becher Glühwein × 1 Euro Einkaufspreis) = 0,5 = 50 %.
Das heißt, der Standbetreiber kalkuliert den Becher Glühwein mit 1 Euro Einzelkosten zuzüglich 50 % Gemeinkostenaufschlag = 1,50 Euro.
Abgrenzung von anderen Kostenbegriffen
Gemeinkosten vs. Einzelkosten
Das Gegenstück zu den Gemeinkosten sind die Einzelkosten, das heißt die Kosten, die dem Produkt wie das Material oder Fertigungszeiten direkt zugerechnet werden können.
Gemeinkosten vs. Fixkosten
In den meisten Fällen stellen Gemeinkosten Fixkosten dar, also Kosten, die unabhängig von der Produktionsmenge anfallen.
Beispiel: Die Miete für das Produktionsgebäude ist fix und kann dem einzelnen Produkt nicht direkt zugerechnet werden; das heißt, sie stellt Fix- und Gemeinkosten dar.
Allerdings können auch variable Kosten, die sich mit der Produktionsmenge verändern wie zum Beispiel Strom Gemeinkosten darstellen: der Stromverbrauch kann dem einzelnen Produkt in der Regel nicht zugeordnet werden und stellt deshalb Gemeinkosten dar.
Arten von Gemeinkosten
Gemeinkosten im Kalkulationsschema für die Produktkosten
Im Kalkulationsschema wird nach den Bereichen eines Unternehmens zwischen folgenden 4 Arten von Gemeinkosten unterschieden; für diese werden jeweils unterschiedliche Verrechnungssätze berechnet:
- Materialgemeinkosten;
- Fertigungsgemeinkosten (wie im Beispiel);
- Verwaltungsgemeinkosten;
- Vertriebsgemeinkosten;
Kostenträger- und Kostenstellengemeinkosten
Der Begriff Gemeinkosten bezieht sich in den meisten Fällen auf Kostenträger.
Er kann sich aber auch auf Kostenstellen beziehen, dann spricht man von Kostenstellengemeinkosten.
Beispiel Kostenstellengemeinkosten
Die Miete für die in der Fertigung genutzten Flächen gehört zu den Kostenstellengemeinkosten, da die Miete nicht direkt, sondern nur mittels einer Schlüsselung (zum Beispiel nach qm) der Kostenstelle Fertigung zugerechnet werden kann.